Platz 5: Meine kleine WG
Da wollte ich endlich aus der bedrückenden Enge meiner kleinen elterlichen Wohnung raus, und da das Workcamp in Moskau seine Schatten vorauswarf, machte ich schnell noch Nägel mit Köpfen und hüpfte zu Volkmar in die Wörther Straße. Schönie fuhr meine paar Sachen in seinem damals noch kleinen Wagen bequem in die neue Behausung.Ich erwartete ein selbstbestimmtes Leben und ausschweifende Party ohne Ende, bekam aber stattdessen den tristen Alltag und einige wohlverdiente Standpauken meines Mitbewohners und Freundes Volkmar vorgesetzt.
Da ich von nix ne Ahnung hatte, in der elterlichen Wohnung nur mal dann und wann für Müll und Abwasch zuständig war, gab es jede Menge Sachen, die mich irritierten: dass man einen Kühlschrank abtauen kann, stellte für mich eine Möglichkeit, aber keine Notwendigkeit dar, wie man jetzt am besten das Klo sauberbekommt, war mir lange nicht klar und was man alles so im Haushalt braucht, dass man ein schmackhaftes Mahl zaubert, fiel mir schon damals nicht auf.
Ich machte falsch, was man nur falsch machen konnte und zog mich immer mehr zurück: Ich verzichete auf jegliche individuelle Gestaltung meines Zimmers und verdarb es mir irgendwann völlig mit meinem alten Freund. Der Weg nach Hause wurde zur Qual, jedes Mal, wenn ich auf dem Nachhauseweg von der U-Bahn in Richtung der eigenen vier Fenster blickte, atmete ich auf, wenn mein Mitbewohner nicht zu Hause war.
Ich hätte nie gedacht, dass man sich über einen Putzplan und einen (meinen) Socken im Flusensieb der Waschmaschine so ärgern konnte. Ich zog zwei Jahre später in die Gleimstraße und kann nur von Glück sagen, dass die gemeinsame Zeit in der WG unsere Freunschaft nicht zerstört hat. Viel hat nicht gefehlt.


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