Platz 9: Charly hält dicht
Ich tat mich anfangs als Zivi im Krankenhaus recht schwer. Wusste nicht, was ich machen sollte, wann ich es machen sollte, wie oft ich es machen sollte, wann ich selbst mal auf eigene Faust was riskieren sollte - ich war ja nicht mehr in der Schule, wo mir alles vorgschrieben wurde.Und jetzt musste ich mich in Berlin-Buch mit Querschnittsgelähmten beschäftigen: waschen, füttern, durch die Gegend schieben.
Das schlimme waren aber die neuen Autoritäten, die da als Krankenschwestern verkleidet meine Chefs waren und Anweisungen gaben. Davon auch häufig Gebrauch machten.
Meine Lieblingskrankenschwester hieß Jana, blätterte jeden Morgen in der BZ, war richtig dick und hatte so einen leichten Akzent. Sie war weit davon entfernt, gut auszusehen, wenn sie jeden Morgen mit ihrer Tüte in den Aufenthaltsraum schlenderte. Aber sie ließ sich die Butter nicht vom Brit nehmen, sie wusste sich zu wehren, hatte ein loses Mundwerk.
Ich hatte den Eindruck, dass sie mich nicht sonderlich gut leiden konnte. Das tat mir weh. Also rannte ich zu meiner Lieblingsküchenfrau Charly und sagte der: "Du, ich glaube, Jana mag mich nicht." Von dem Tag an mochte Jana mich wirklich nicht.
Woher sollte ich wissen, dass es ausgerechnet die Küchenfrauen sind, die gern plaudern?


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