Monday, November 20, 2006

Wieder was gelernt


Die Wahrheiten dieser Welt versammeln sich in kleinen unscheinbaren Eintragungen. Da habe ich gestern seit langer Zeit mal wieder ein Italienischlehrbuch in die Hand genommen, und da heißt es tatsächlich:

Mi chiamo Rosa Di Gennaro. Abito in Via Santa Chiara a Napoli, la citta piu romantica del mondo!

Nun liest man derzeit allerhand Gegenteiliges über Italiens Süden und speziell den Sündenpfuhl Neapel. Und es ist erstaunlich, welche Parallelen sich immer wieder zwischen dem Mezzogiorno und den beiden deutschen Teilstaaten aufzeigen. Zwar gibt es in Dunkeldeutschland keine Mafia/Camorra, aber eben Arbeitslosigkeit, Depression und rechtsfreie Räume, die man allerorten zwischen Halle und Leipzig, Jena und Erfurt, Rostock und Schwerin bestaunen kann.

Samstagabend haben Marek und Karolina von ihrem siebentätigen Trip durch den Kaukasus erzählt. Ein kleines Abenteuer. The best adventure of our life. Na klar: Ist ja immer so, wenn man in eine vom Westen verteufelte Region fährt und plötzlich merkt, dass die Leute nett und doch nicht so unzivilisiert sind, wie es einem immer weisgemacht wird.

Da war von wilden Partys die Rede, die die ganze Nacht andauerten, von ständigen Einladungen wildfremder Menschen, und von einer wilden und unzähmbaren Natur, die man natürlich nur dort so vorfindet. Und es verschlug sie sogar nach Gori, wo Genosse Stalin ans Licht der Welt gezerrt wurde.

Nachdem die beiden polnischen Freunde sich dann in die Nacht verabschiedet hatten, um wer-weiß-was mit der angebrochenen Nacht anzufangen, zog ich mit Andrea weiter durch die Weltgeschichte. Ping-Pong-Klub zu voll, hier noch ein Bier, dort noch ein Tee, an Schicki-Micki-Partys in Mitte vorbei, das Brecht-Haus entdeckt und auch noch den Dorotheenstädtischen Friedhof. Jetzt weiß ich endlich, wo er liegt, die er die beherbergt, die mit großem Namen unter ihm liegen.

Berlin ist echt nen Spaziergang wert. Immer wieder.

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