Monday, November 13, 2006

Wie ich mal in die Disco ging


Man, ist das lange her. Seit Urzeiten bin ich mal wieder in so einem Tanzschuppen gewesen. Zuvor war ich mit Austeja und Vaiva bei Petra´s Geburtstagsfeier, und dann gings ab ins Tacheles. Da die Band, die vorher spielte, längst im Backstage-Bereich wilde Orgien feierte, ließ man uns für 3 € hinein. Jacke abgestreift, lockergemacht und dann auf die kleine Tanzfläche. Und dann ein bißchen tanzen, sich umschauen und in die Musik eintauchen. Jetzt weiß ich ein bißchen mehr Bescheid.

Der DJ
Ist der mit Abstand coolste Kerl im ganzen Laden, zumindest hält er sich dafür. Kleidet sich extravagant, der eine (da standen zwei vorn) hatte an diesem Abend eine Kuhflecken-Weste an. Macht obszöne Gesten ins Publikum und animiert das Publikum, als hätte er die Musik, die da aus den Lautsprechern dröhnt, selbst komponiert. Schlurft gelegentlich über die Tanzfläche, um die Bar anzusteuern. Lässt sich auf dem Weg zum Tresen und zurück an die Regler betont viel Zeit, um für Fotos mit Besuchern zu posieren und die Lage an der Frauenfront zu checken. Hat locker-lässig einen zweiten Strohhalm in seiner Limonade baumeln, an der dann ausgewählte Gäste auch mal lutschen dürfen. Sehr obszön das Ganze. Dafür ist er dann glaub ich mit so ner extrem aufdringlichen Tussi abgezogen. Tja, Pech gehabt, Alter!

Männer versus Frauen
Da kann man sagen, was man will: Die Frauen sind einfach die besseren Tänzerinnen. Was bei denen so extrem locker aussieht, würde den Mann zur Verzweiflung bringen. Einfach ein Körpergefühl, das uns wohl ein bißchen abgeht. Deswegen haben die Frauen einfach ein gutes Argument, wild mit den Männern knutschen zu dürfen. Eine Kollegin hat echt mit mehreren ... na ja, soll sie. Allein ist sie bestimmt nicht nach Hause gegangen. Der Mann von Welt hat dieses Tanzstil aus Ferienlagerzeiten verinnerlicht: und vor, und zurück, zur Seite ... usw. Alles ein bißchen ausrechenbar, außer bei denen hier:

Die Profis
Nach zwei Stunden kamen wie auf Kommando drei Profis auf die Tanzfläche. Ich nannte sie so, was meine osteuropäischen Komplizinnen auf dem Nachhauseweg mit schallendem Gelächter in Frage stellten. Zumindest hatte ich sofort gesehen, dass die so Viva-Moves draufhatten und echt virtuos über die Tanzfläche stolperten. Na ja, der eine war ein kleiner Dicker, der hatte so kurze Beine, der ging nur ein bißchen in die Knie und hockte also fast auf dem Boden. Aber den Jungs kam auf jeden Fal ihr jahrelanges Boxtraining oder der Salsa-Volkshochschulkurs extrem entgegen. Einer von den dreien hatte eine Blondine mitangeschleppt, und was die beiden da machten, das war schon mehr als nur Tanzen. Das war schmutzig, quasi "Dirty Dancing" in Reinkultur: Ineinander gewunden schmiegten sich ihre Körper aneinander, bis die Leidenschaft explodierte und der Tanzboden vor Leidenschaft in Flammen stand.

Mein Tanzstil
Wie fragte mich mein Freund Fred zu Anlass von Markus´Riesenparty: "Du bist jetzt auch eher nicht so´n begnadeter Tänzer , oder?" Das hatte er messerscharf erkannt. Ich sage nur: die gute alte russische Tanzschule. Das Bemühen kann man mir nicht absprechen, und hätte es ein verborgenes Motiv unter dem Boden gegeben, ich hätte es garantier mit meinen vielen Tippel-Schritten freigerubbelt.

Die Foto-Jünger
Wer, wie diese beiden pummeligen Ausgaben der Sorte Frau, die in der Mitte des Dancefloors nach Aufmerksamkeit hechelten, nach drei Stunden merkt, dass er sich im Kreis dreht - die hätten sich ne Spritze in den Arm jagen können und keiner hätte von ihnen Notiz genommen - der greift dann, wie viele Disco-Gänger, zur Digitalkamera und macht wild Fotos, um zu dokumentieren, was für einen geilen Abend er/sie da wieder mal erlebt hatte.

Die Moral von der Geschicht
War ne prima Abwechslung, ich hab zwischendrin zwar den Takt der Straßenbahn ermittelt, weil die oben durchs Fenster zu sehen war, aber trotzalledem hat´s Spaß gemacht. Lag aber eher an meinen Mitstreiterinnen, die echt ein sonniges Gemüt haben und viel lachen. Allein macht ein so ein Tanzabend - wenn man allein bleibt - wohl eher sentimental bis depressiv.

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