Stepan und Mama
3. NovemberEigentlich hatte ich vor, über vieles und viel zu schreiben. Doch Mama verdarb mir die Stimmung. Fast wäre ich explodiert. Hat sie doch mein TAgebuchheft mit zur Schule genommen.! Um das Heft ist es mir natürlich nicht schade. Aber die Sache ist die: Die Eintragungen im TAgebuch, das ist der Spiegel meiner Seele. Hier hinein schreibe ich nicht nur, was ich tue, sondern auch, was ich denke, manchmal auch Sachen, über die man keinen Mucks sagen dürfte. Wenn das irgend jemandem in die Pfoten gerät, wird mir was blühen. Ein Tagebuch - das ist die Kehrseite des Menschen. Lieber stich mich aber lies nicht meine bescheidenen Aufzeichnungen. Wer auch immer du bist. Ohne jede Ausnahme. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, tut es mir leid wegen Mama. Ich war grob, aufbrausend. War wohl etwas meine Schuld.
(Stepan Filippovič Podlubnyj: Tagebuch aus Moskau 1931 - 1939, (Hrsg. Hellbeck), München 1996, S.99)


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