Monday, December 11, 2006

Platz 7: Mach dich schon mal frisch

Nach dem Zivildienst gönnte ich mir zehn Wochen Australien. Entlassungsgeld - zack, auf den Kopf gehauen - und dann ans andere Ende der Welt.

Als ich im Februar 1998 nach Deutschland zurückkehrte, musste ich zum einen feststellen, dass es in Frankfurt doch ein paar Gräder kalt war, zum anderen hatte ich mal sowas von kein Geld, dass es gerade noch so für ein Wochenendticket reichte, nachdem ich in Perth schon zum Flughafen gelaufen war.

Es war Donnerstag und ich musste noch zwei Nächte in einer der charmantesten Städte der Welt zubringen: die Jugendherberge war zu teuer, die Bahnhofsmission wollte mich nicht, also war ich auf mich allein angewiesen. Tagsüber ging es, da konnte man am Bahnhof die Übertragung derOlympischen Winterspiele sehen, oder auch sonst in irgendein Geschäft gehen, wo es warm war.

Abends war das Problem. Da ich in Australien die Flughäfen als einladende Orte kennen- und schätzengelernt hatte, analogisierte ich, dass es in Deutschland genau so sein müsse. Ich fuhr also zum Flughafen, wo mir allerdings zu Ohren kam, dass da irgendwann, wenn kein Flug mehr geht, alles dicht gemacht wird. Also fuhr ich zurück, und wurde in der Bahn von einem mittelalten Mann angesprochen, der mich ausgesprochen höflich bat, doch die Schuhe von der Sitzbank zu nehmen.

Dem entsprach ich augenblicklich, und wir kamen ins Gespräch. Er entnahm meinem Reden, dass ich auf der Suche nach einer Herberge war, nur eben ohne richtiges Geld, und vermittelte den Eindruck, mir weiterhelfen zu können. Ich folgte ihm also, wurde nicht immer ganz schlau aus ihm, da er zwar halbwegs verständlich, aber doch nicht fließend Deutsch sprach.

Wir gingen in seine Wohnung, er bat mich, meinen Rucksack abzustellen und mich doch in aller Ruhe zu duschen, da ich doch eine lange Reise hinter mir hätte. Das machte ich nur zu gern, hatte ich doch zuletzt vor - na ja - einiger Zeit geduscht. Ich liess mir Zeit, anschließend setzte ich mich mit auf die Couch, und wir sahen noch etwas fern.

Ich meinte dann, dass ich gern auf der Couch schlafen könne, da es im Zimmer noch ein großes Bett gab. "Brubbel, brubbel, geh doch ruhig ins große Bett."

Das wertete ich mal fett als Gastfreundschaft, legte mich also in die Riesenkoje, und dachte gerade, was für ein Glückspilz ich sei, als erst der Fernseheer, dann das Licht ausgeschaltet wurde und etwas zu mir ins Bett gekrochen kam. Na gut, dachte ich, das Bett reicht ja für drei, das ist schon okay. Ich versuchte einzuschlafen, war nur etwas verwirrt, dass sich mein Gastgeber mir Stück für Stück näherte. Ich dachte: Na ja, der muss sich seine richtige Schlafstellung erst suchen, hat ja vorhin was von seiner Frau erzählt, was soll´s.

Lustig wurde es erst dann, als er Hautkontakt rankam und auch schneller zu atmen anfing. Und spätestens, als er dann anfing, sein Becken überaus rhythmisch gegen das meine zu balancieren, begehrte ich auf. "Nee Meister, steh ick nich so druff, lass ma!"

"Nur ein bißchen, dauert gar nicht lange". Habe ihm dann klar gemacht, dass ich keine Lust auf so Spielchen hatte, und er ließ von mir ab. Hab mir keinen Kopf gemacht, bis der Kollege dann mit flinken Fingern meine Hose etwas lockern wollte. "Ey, Meister, so ham wa nich jewettet": "Ach nur ein bißchen, ich bin doch so allein. Is ja gleich fertig, dann kannst du auch weiterschlafen".

Da ich aber nicht den geilen Spielkameraden abgeben wollte, stand ich auf, entschuldigte mich auch noch für mein Verhalten (!), und packte meine Sachen. Wir verabschiedeten uns voneinander per Handschlag, der Kollege wies mich noch einmal darauf hin, dass es einzig meine Schuld war, dass die Nacht so kurz war und ich begab mich in die kalte Frankfurter Nacht, wo ich die Zeit mit so einem verhaltensauffälligen türkischen Jugendlichen rumbrachte.

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