Thursday, December 21, 2006

Fahrradschiebend in London


Jetzt sitze ich also in der Camden public library und versuche, den ersten Tag zu verarbeiten.

Das tolle an London ist, dass an den Kreuzungen auf den Boden geschrieben ist, wohin man seine Augen lenken soll: look left oder eben look right. Damit es einem nicht ergeht wie Rolf-Dieter Brinkmann.

Nur stelle ich mich etwas bloed an: Zwar habe ich ein Fahrrad ausgeliehen bekommen, aber da ich gerade auf einer dicht befahrenen Strasse unterwegs war, habe ich es die ganze Zeit geschoben. War in der Open University, bei Waterstones (so ein aehnlich schlechter Buchladen wie Thalia), bei Oxfam, wo ich auf einige gute Buecher stiess, und besuchte gleich noch einen Reptilienladen.

In Camden-Market sah ich ein lustiges T-Shirt: Unter dem Kopf von John Cleese ein lustiges "Don't mention the war". Die "Fawlty towers", sie leben hoch!

Ein Polizist half mir etwas auf die Spruenge. Als Fahrradfahrer kann ich mir aussuchen, wo ich fahre, aber direkt neben oder in der Busspur waere es wohl am besten. Er fuehre auch schon fuenf Jahre und es ginge. Dumm sei es nur, wenn die Autofanhrer anfingen zu draengeln (to bully). Und gab mir noch auf den Weg, dass das Ueberfahren einer Roten Ampel 60 Pfund kostet. Aber sah ich so gefaehrlich mit meinem Helm auf dem Kopf aus? Na mal sehen, wer staerker ist. Hab ja noch ein paar Tage im dichten Verkehr.

Gestern abend bin ich mit Kate die wichtigesten Touri-Sachen abgeklappert, dass ich sie schnell hinter mir habe: Picadilly Circus mit dem kleinen Eros, dann diese grosse Strasse, deren Namen ich schon wieder vergessen habe (Oxford Street?) und diese Postkartenmotive, die jeder kennt.

Dann hat mir Kate noch ihren Lieblingsbuchladen gezeigt. Eine Perle: Zwei Stockwerke, bequeme Sessel, altmodisches Moebiliar, und eine tolle Anordnung. Alles nach Laendern: Was zur Sprache, dann Reise-Infos, dann Geschichte, dann literarische Adaptionen ueber das Land und dann beruehmte Autoren des Landes und ihre Werke. Der Hammer! So bleibt man bei so vielen Buechern haengen und will augenblicklich anfangen zu lesen. Da werde ich auf jeden Fall nochmal hingehen.

Habe also gestern, trotz extremer Muedigkeit, einen ersten Eindruck der Architektur, des Zeitungsmarktes und der Leute bekommen. Was will ich mehr? Werde mich jetzt gleichmal in der Bibliothek umsehen. Welch ein Eldorado fuer mich!

Da ich hier out of time runne, war's das mal. Ist kalt, aber gemuetlich. Das Boot, auf dem ich wohne, quellt vor Buechern nur so ueber. Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

0 Comments:

Post a Comment

<< Home