Saturday, January 13, 2007

Tokio Hotel


Gestern habe ich am Videodreh der neuen Tokio Hotel-Single "Übers Ende der Welt" teilgenommen, das parallel mit der Single am 17. Januar den Musikmarkt erreichen wird.

Zusammen mit 59 anderen Komparsen war ich in einem Gebäude in Berlin-Rummelsburg mehr als zwanzig Stunden lang damit beschäftigt, Elektroschrott durch eine alte Halle zu ziehen, eine schräge Ebene hochzuklettern und in Reih und Glied zu marschieren.

Wir trugen Häftlingskleidung und die Haare kurz. Die Frauen mussten sich ein Tuch überziehen. Unsere ohnehin blasse Gesichtsfarbe wurde durch das Auftragen von weißem Puder noch verstärkt. Da wir jedoch Insassen eines Gefängisses darstellen sollten und keinen Partner fürs Leben finden sollten, hatte das mit der Farbe schon seine Richtigkeit.

Schwierig wurde es nur, da die Frauen nun alle gleich aussahen und man sich also genau einprägen musste, wem man da gerade von seiner Prostata-Operation erzählt hatte. Um zwei Aufnahmen später den Faden wieder elegant aufnehmen zu können.

Es scheint, die Agentur sieht in mir die perfekte Verkörperung des kahlgeschorenen Häftlings/Bösewichts/Verbrechers, dessen Grad der Menschlichkeit vom Grad der Färbung seiner Bekleidung gesteuert wird. Das war ja schon im vorherigen Film der Fall, als ich einen KZ-Insassen kurz vor der Befreiung des Lagers mimte. Nach einer wahren Geschichte.
Meinen großen Traum, in einer Romanze mit Uschi Glas als depperter Hausdiener aufzutreten, kann ich damit wohl abhaken. Scheiß Schubladen-Denken.

Die Sicherheitskontrollen im Schloß Rummelsburg fand ich übertrieben: um zu verhindern , dass ja keine Ausschnitte des demnächst erscheinenden Videos und der noch unbekannten Musik an Auge und Ohr der neugierigen Öffentlichkeit gelangt, wurden wir immer ständig vor Eintritt in den Drehort nach digitalen Kameras und Mobiltelefonen untersucht.

Es gab in meinen Augen nur eine Sequenz, die man gut hätte auf YouTube hätte zeigen können: Da sollten wir einen Wagen mit Elektroschrott etwa 20 Meter in Richtung der Kamera ziehen. Auf dem Weg rief uns die Aufnahmeleiterin immer wieder zu, welchen Fuß wir jetzt wieder benutzen müssen, um im Takt zu bleiben.

Das war jetzt nicht so schwer, aber für einige war es doch schon Problem genug. Diese Szene drehten wir zusammen mit den Stars, und ich lief zwei Reihen hinter den Milchbubis. Es war Bill, das 15-jährige, östrogenüberladene, metrosexuelle Wesen aus einer anderen Welt, das es erst nach zehn (!) Versuchen fertigbrachte, die "Rechts!Links!"-Rufe mit seinen dünnen Beinchen zu koordinieren. Immer wieder stapfte er zu ungeduldig, das nach spätestens vier Schrittchen sein Rhythmus völlig dahin war.


Der ist zu blöd zum Laufen, mag man jetzt denken, aber denen wurde am Set wirklich alles abgenommen. Der einzige, der sympathisch wirkte, war Gustav, der Schlagzeuger. Bill muss sich vorgekommen sein wie im Zirkus, aber das kennt er ja bestimmt. Aber auch soviel Feminines, was an ihm dran ist. Ein echtes Kunstwerk, erinnert ein bißchen an Michael Jackson. Jemand erwähnte die übernatürliche Nähe in Gesicht und Pose zu diesen japanischen Manga-Mädels. Da ist verdammt was dran.

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