Tuesday, May 06, 2008

Ein ganz normaler Lebenslauf

Tanja? Sie wissen schon: Die, deren Mutter Selbstmord begangen hat, deren Schwester an Leukämie gestorben und deren Vater betrunken auf der Straße erfroren ist. Die, die erst das Geschäft mit Sex, dann die Esoterik entdeckt hat, sich dann in den zweihundert Jahre älteren Doktor Dressler, dann in die drogenabhängige Sonia verliebt hat. Die, die sich scheiden ließ, in ihrer Wohnung über Monate von Webcams gefilmt und im Internet ausgestellt wurde, sich in die damals noch heterosexuelle Susanne verliebte, mit ihr im Ausland eine Spermaspende bestellt, durch künstliche Befruchtung ein Kind bekommen und die Wohnung durch einen Hausbrand verloren hat... genau: die Tanja.Es ist vor allem immer noch die gleiche linke Spießigkeit, die durch alle Poren dieser Serie sickert, das gut gemeinte Aufklärungsfernsehen von Hans W. Geißendörfer, in dem ununterbrochen wichtige Themen behandelt werden, jeder Handlungsstrang eine Botschaft hat und der erhobene Zeigefinger schon fest in die Bühnenbilder eingebaut ist.

Stefan Niggemeier: Lindenstraße. In: FAS, 04.Mai 2008, S. 34

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