Der Ossi von Welt

Ein Junge humpelt auf einer Straße in Ueckermünde, er ist vielleicht achtzehn Jahre alt. Ganz blass, ganz dünn. Thor-Steinar-Shirt. Er zieht hörbar am Stummel seiner Zigarette. Ein Hosenbein hat er hochgekrempelt, der Unterschenkel ist in durchsichtige Folien eingewickelt. Er weint fast, und ich frage, was passiert ist. Er zeigt seine rechte Wade: frisch und farbig durchtätowiert. Er sagt, dass es noch sehr wehtut, und ich sage, dass es schön bunt aussieht. Jetzt freut er sich, sagt: "Sechzehn Euro!", humpelt weiter. Die beiden jungen Frauen vom Second-Hand-Laden lachen: "So sind hier viele. Saufen, kiffen und Hartz IV. Männer um die zwanzig - oh oh oh! Würden Sie so einen haben wollen? Wir nicht."
Regine Sylvester, Männer allein zu Haus, in: Berliner Zeitung, 15,/16.09, Magazin S.1


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